Die Breitenau, Marktgemeinde am Fuße des Hochlantsch

Lage

Die Marktgemeinde Breitenau am Hochlantsch liegt in der Mitte der Steiermark, in einem Seitental des mittleren Murtales, eingebettet zwischen dem Gebirgsstock des Hochlantsch (1.722 m) im Süden und den Fischbacher Alpen mit dem Rennfeld (1.630 m) und dem Hochschlag (1.582 m) im Norden.
Der Korallenfels des Hochlantsch stammt aus dem Devon (Erdaltertum) und liegt auf den jüngeren Gebirgssockeln aus dem Mesozoikum (Erdmittelalter), in denen vielfältige abbauwürdige Mineralien lagern.


Ortschaften

Im Gemeindegebiet leben auf 62,48 km2 1.646 Einwohner (01.01.2020), in zwei Ortschaften, in vier Großsiedlungen und in ca. 65 Bauernhöfen.
Der Ort St. Jakob (607 m Seehöhe) ist das politische Zentrum mit Gemeindeamt, Marktplatz, Postamt, einer Rotkreuz- und Polizeistation und mit einer Volksschule. Es gibt neben verschiedenen Vereins- und Sporteinrichtungen auch ein Hallenbad mit Sauna. Die Infrastruktur wird hier ergänzt durch einen praktischen Arzt, eine Raiffeisenbank, mehrere Gasthöfe, ein großes Lebensmittelgeschäft, eine KFZ-Reparaturwerkstätte mit Autohandel und mehrere Holz verarbeitende Betriebe. Die Ortsmitte bildet die Filialkirche zum hl. Jakobus mit Zwiebelturmhaube.
Die Ortschaft St. Erhard (658 m Seehöhe) ist das kirchliche Zentrum mit der großen gotischen Pfarr- und Wallfahrtskirche und dem Pfarrhof.

Sankt ErhardSankt Jakob


Verkehr

Durch das, sich von Osten nach Westen erstreckende, ca. 20 km lange Breitenauertal führt eine gut ausgebaute Straßenverbindung vom Bezirk Bruck-Mürzzuschlag über den Breitalmsattel und die Teichalm, und über den Strasseggsattel in die oststeirischen Bezirke Weiz und Hartberg-Fürstenfeld. Seit 1913 ist das Tal auch durch eine 10 km lange elektrische Schmalspurbahn erschlossen, die derzeit als Werksbahn verkehrt.

Bergbau und Industrie

Die Breitenau ist seit über 1.000 Jahren ein von Bergbau geprägtes Tal. Ab dem 11. Jahrhundert schürfte man hier nach Gold, Silber, Bleiglanz und Arsen (Hittrach). Diese Bergbautätigkeiten auf Edelmetalle wurden um 1590 eingestellt. Nur geringfügiger Eisenabbau und kleine Eisenschmelzen blieben noch einige Jahrzehnte länger erhalten und belieferten die ab dem späten 16. Jahrhundert hier neu entstandenen Hammerwerke und Sensenhämmer mit Roheisen.
Die industrielle Entwicklung begann im Tal um 1840 mit dem (leider nicht sehr ergiebigen) Abbau von Eisenerz gegenüber der Ortschaft St. Jakob und mit dessen Verhüttung in einem Hochofen, Marienhütte genannt, dem bis zur Stillegung des Werks 1873 auch eine Gießerei angeschlossen war.
1867 wurde im Verband mit dem Eisenerz Magnesit entdeckt und seit 1906 wird hier übertage und untertage Magnesit abgebaut und in Schachtöfen mit Koksfeuerung, heute in großen Drehrohröfen mit Erdgasfeuerung – verhüttet und für den weltweiten Versand aufbereitet. Zwei voneinander unabhängige Industrieanlagen erzeugen hier Magnesitsinter durch die Firma Veitsch-Radex, bzw. Magnesiumoxyd durch die Firma Magnifin.


Sehenswürdigkeiten

Die hochgotische Pfarr- und Wallfahrtskirche zum hl. Erhard wurde ab ca. 1360 von der Wiener Hofbauhütte über einer älteren Kirche errichtet und erhielt um 1390 eine vollständige Ausstattung mit großartigen Bildglasfenstern aus der Wiener Herzogswerkstatt. Anlass für den aufwendigen habsburgischen Bau waren u.a. der für den Herzog ertragreiche Goldbergbau und das „wundertätige Erhardibründel“, zu dem Wallfahrten sogar aus Wien schon aus dem Jahr 1396 urkundlich belegt sind.
Der barocke Kirchturm ist erst ab 1730 an das gotische Langhaus angebaut worden. Das Innere der Kirche dominiert die hochbarocke Ausstattung vor allem mit dem figurenreichen 1744-46 errichteten Hochaltar des berühmten in Bayern, Österreich und Ungarn wirkenden Bildhauers Philipp Jakob Straub.

Die im Jahr 1400 geweihte Filialkirche zum hl. Jakobus d.Ä. birgt einen besonderen Schatz der mittelalterlichen Malerei: ein Weltgerichtsfresko aus den Jahren 1460/70. Dargestellt ist Christus der Weltenrichter, umgeben von Heiligen und in der unteren, leider stark beschädigten Bildzone, die Verdammten in der Hölle.

Unter den Steilwänden des Hochlantsch liegt in 1.388 Meter Seehöhe, an die Felsen geschmiegt, die Wallfahrtskapelle Maria Schüsserlbrunn. Sie wurde 1882 nach Plänen eines Grazer Architekten an Stelle einer älteren Kapelle ganz aus Holz erbaut. Auch sie ist, so wie das Erhardibründel, ein Wasserheiligtum zu dem alljährlich mehrere hundert Wallfahrer pilgern.

Tourismus

Die Breitenau gehört zur Tourismusregion Naturpark Almenland. Von hier aus ist das Zentrum, die Teichalm, auf kürzestem Weg über den Breitalmsattel (1.263 m) auf einer gut ausgebauten Straße zu erreichen. Der Mariazeller Wallfahrtsweg geht über das Strassegg (1.163 m) und die Weitwanderwege 702 und 702A tangieren das Gemeindegebiet im Süden, Osten und Norden. Der Gipfel des Hochlantsch, mit 1.720 m der höchste im Osten der Alpen, ist ein beliebtes Wanderziel.
Für den Radsport ist z. B. die sogenannte Drachentour ausgeschildert. Im Hauptort St. Jakob gibt es ein Hallenbad mit Freibereich. Im Sommer ist ein Klettergarten in Betrieb. Im Winter kann man in der Breitenau Eisklettern.


Kurzer historischer Überblick

Die ersten sesshaften Bewohner im Tal waren alpenslawische Bauern, die hier ab dem siebenten Jahrhundert n. Chr. etwa 100 Meter über dem Talboden, der versumpft war, die steilen Hänge mittels Brandrodung urbar machten. Diese Slawen haben viele Berg-, Tal-, Gewässer- und Hofnamen hinterlassen, die bis heute gebräuchlich sind: Lantsch, Gräbisch, Gabraun, Feisterer, Friesen, Lammer, Prietl u.v.m.
Um das Jahr 1150 kam das Tal zur Grundherrschaft der Hochfreien von Pernegg, die es nun mit bairischen Bauern, zuerst im Talgrund und allmählich auch in den höheren Lagen, besiedelten. Ab 1050 wurde bereits Bergbau auf Gold am Strassegg betrieben. In den weiteren Jahrhunderten folgten Silber, Bleiglanz und Arsen. Dafür wurde ein fahrbarer Weg durch das Tal über das Strassegg in die Gasen angelegt.
Eine erste Kirche entstand um 1250 im Dorf St. Erhard, die ab 1360 von den Landesherrn, den Habsburgern, als Wallfahrtskirche in gotischem Stil neu errichtet wurde. Im Jahr 1400 wurde im Zentrum des Tales unterhalb des Zehenthofes (heute Bäckerei Strassegger), am Rande der breiten Au die Dorfkirche St. Jakob erbaut. Diese war von 1750 bis 1826 die Pfarrkirche, seither ist es St. Erhard. Bis 1750 gehörte die Breitenau zur Pfarre Pernegg; ab 1850 trennte sie sich auch als Gemeinde von Pernegg.
Ab dem frühen 16. Jahrhundert entstanden im Tal Hammerwerke und Sensenhämmer, die zum Teil hier gewonnenes Eisen verarbeiteten. Der letzte Sensenhammer des Gewerken Schaffer wurde 1905 stillgelegt. Von 1840 bis 1873 bestand auch eine Breitenauer Eisengewerkschaft mit eigenem Hochofen. Die Facharbeiter rekrutierten sich aus den Söhnen der Bauern und Keuschler. Seit 1906 besteht das Magnesitwerk Breitenau und seit 1913 die dafür eingerichtete 10 km lange Schmalspurbahn Mixnitz-St. Erhard.
Ein erster Lehrer ist ab 1716 bekannt. Ein erstes Schulhaus wurde 1780 in St. Jakob gebaut; weitere 1833, 1893, 1913 und 1964. Von 1953 bis 2015 bestand auch eine Hauptschule, die aufgrund von Sparmaßnahmen des Landes geschlossen wurde. Der Höchststand bei der Bevölkerungszahl des 1989 zur Marktgemeinde erhobenen Ortes war 1971 mit 2.891 Einwohnern erreicht worden. 2020 leben hier 1.646 Personen.
Die Geschichte der Breitenau im Detail finden Sie in unserer Chronik.


zusammengestellt von
Mag. Gert CHRISTIAN